Wenn der Tod am Anfang steht

 

 Ein Kind zu betrauern, das bei der Geburt, kurz danach oder sogar schon vor der Geburt gestorben ist, gehört zweifellos zum Schwersten, was Menschen abverlangt werden kann.

Mit dem viel zu frühen Ende einer Schwangerschaft durch eine Fehl- oder Totgeburt sterben Hoffnungen und Träume. Dabei brechen Fragen nach dem Sinn und „Warum“ in ihrer ganzen Radikalität auf. Die zaghaft beginnende Entwicklung eines Menschenlebens und alle damit verbundenen Wünsche und Zukunftsperspektiven werden durch den Tod jäh zerstört. Anfang und Ende des Lebens fallen zusammen.

Sich von jemandem zu verabschieden, der noch nicht richtig angekommen ist, fällt den Betroffenen meist schwer, da eine gemeinsame Vergangenheit mit dem verstorbenen Kind im Sinne gemeinsam gemachter Erfahrungen und Erlebnisse überhaupt nicht oder nur begrenzt besteht.

 

Bewusster Abschied statt Verdrängung

 

 Die Bestürzung der werdenden Eltern nach einer Fehlgeburt oder Totgeburt mischt sich oft mit der gefühlten Unfähigkeit, sich von einem Leben zu verabschieden, das für seine Umwelt kaum existiert hat. Umso wichtiger ist es, sich trotzdem Zeit für die eigene Trauer zu nehmen – auch wenn das Umfeld vielleicht nicht immer das Verständnis zeigt, dass man sich wünscht.

Trauernde Eltern wie auch ihre Angehörigen brauchen in dieser Situation besondere Hilfe und Unterstützung.

Entgegen der früheren Annahme, dass man alle Erinnerungen an das verlorene Kind mit Rücksicht auf die Mutter so schnell wie möglich aus dem Weg schaffen müsse, ist man inzwischen verstärkt dazu übergegangen, den Eltern einen bewussten Abschied zu ermöglichen. 

 

Begriffliche Unterscheidung

 

 Allgemein wird zwischen Lebend-, Tot- und Fehlgeburten unterschieden:

 

·       Eine Lebendgeburt ist ein Kind, bei dem nach dem Durchtrennen der Nabelschnur Herzschlag, natürliche Lungenatmung oder das Pulsieren der Nabelschnur festgestellt wird.

·       Als Totgeburt bezeichnet man ein Kind ohne eines der genannten Lebenszeichen, das ein Geburtsgewicht von mindestens 500 Gramm aufweist.

·       Unter Fehlgeburt wird ein Kind ohne eines der genannten Lebenszeichen verstanden, dessen Geburtsgewicht unter 500 Gramm liegt.

 

Doch bedeutet „jede Tot- und Fehlgeburt“ den „Tod eines Menschen“, der ein Anrecht auf einen würdigen Umgang hat.

In den letzten Jahren haben Bezeichnungen wie "Sternenkinder", "Schmetterlingskinder" oder "still geboren" anstelle der negativ belegten Ausdrücke "Fehlgeburt" oder "Totgeburt" im Zusammenhang mit frühzeitig verstorbenen Kindern zunehmend an Bedeutung gewonnen.